02/07/2024 0 Kommentare
Pfarrer Markus Söffge - Predigt am Reformationstag 2021
Pfarrer Markus Söffge - Predigt am Reformationstag 2021
# Impulse
Pfarrer Markus Söffge - Predigt am Reformationstag 2021
31. 10. - Reformationstag
Johannes 8,21-30 - mit Hilfe einer Wippe
Liebe Gemeinde,
heute feiern wir Reformationsfest. Es ist ein sperriges Wort und ein sperriges Fest.
Auch deswegen hat sich bei den meisten, Halloween durchgesetzt – da gibt es etwas zu gruseln und es gibt Süßigkeiten – ein Grund, ausgelassen zu sein
Und morgen ist Allerheiligen – auch dieses Fest macht schon alleine von seinem Namen viel mehr her.
Dabei ist das, worum Martin Luther gerungen hat und was er um die Worte der Bibel ringend errungen hat viel mehr, als alle Feste zusammen. Nur ist das viel schwieriger zu erklären. Und das zeigt auch der Predigttext, den ich für den heutigen Reformationstag ausgesucht habe. Deshalb steht hier vorne diese Wippe
Mit ihrer Hilfe erschließt sich MIR dieser Text und die Botschaft Jesu so, dass ich ihn wirklich verstehe und damit Wesentliches erkenne, nicht nur für den Reformationstag.
Es geht um die Herkunft und das Wesen Christi
Um Erniedrigung und Erhöhung - Um Sünde und Vergebung
Das Gespräch zwischen Jesus und den Pharisäern und Schriftgelehrten beginnt mit einem ziemlich harten Urteil über seine Gesprächspartner.
Äußerst harsch sagt Jesus ihnen mehrmals: Wenn ihr nicht glaubt, dass ich es bin, werdet ihr in euren Sünden sterben. (V. 24).
Toll! Das sind ja super Aussichten. Es klingt eher wie eine Drohung.
Wir sind Sünder und werden ziemlich sicher als solche zugrunde gehen.
à Auf Wippe gehen: aufsteigen
Dabei bemühen wir uns doch um Redlichkeit, um das Einhalten von Geboten, um einen Lebenswandel, der anderen möglichst keinen Schaden zufügt. Ist da das Urteil, wir seien "Sünder allzumal" nicht doch zu hart? Keiner ist hier, der sich nicht wenigstens Mühe gibt. So müsste es doch mit uns b e r g a u f gehen
- und es gibt tatsächlich Zeiten, da denken wir, wir kämen durch unser Bemühen dem Himmel ein bisschen näher: "Heute war ich nett, geduldig, hab nicht geschimpft, beim Tischdecken geholfen; ich spende Geld für einen guten Zweck und lege einen doppelten Groschen in die Kollekte, ich kaufe im Faire-Welt-Laden ein und fahre mit dem Fahrrad.“
Doch reicht das?
Leben wir dadurch und durch vieles Gute, das wir sagen und tun, schon als Gerechtfertigte, ohne Schuld?
"Sünde" ist zumindest im Deutschen mit dem Wort "Sund" verwandt
Mancher kennt den Öresund – zwischen Dänemark und Schweden - eine Meerenge zwischen zwei Landmassen.
Sünde als Graben / als Entfernung zwischen Gott und den Menschen.
Kann ich diesen Sund so einfach überbrücken, die Sünde durch gute Taten überwinden?
--> Wippe zum Kippen bringen
Irgendwie schaffen wir es nie.
Kein, noch so heiliger Mensch kann ein Leben ohne Brüche führen, ohne Schuld und Versagen, ohne sich eingestehen zu müssen, dass DER MENSCH aus eigner Kraft und Leistung niemals auf die Ebene Gottes gelangen wird.
Wir können uns nicht selbst rechtfertigen, uns selbst erlösen.
Ich höre das auch nicht immer mit dem gleichen mutigen Herzen aber manchmal liegt darin für mich eine ungeheure Entlastung: Wenn es per se unmöglich ist, mich aus eigener Kraft zu erlösen, dann bin ich entlastet von diesen Heiligungsphantasien und muss nicht ständig frommen Leistungen hinterherlaufen.
Der Predigttext sagt es deutlich: Ihr seid von unten her
- die Wippe zeigt, dass wir dort beginnen ---------- und dort enden.
Wenn also der Mensch in seiner Geschöpflichkeit immer dahin kommt, wo er begonnen hat, wenn immer wieder Erde zu Erde, Asche zu Asche und Staub zu Staub wird und ihm nun mal nicht der Aufstieg in den Himmel gelingt, dann muss / kann ich meine Rettung nur woanders suchen, als in der eignen Kraft und dem eigenen Vermögen oder in Bußübungen und Fasten, wie Martin Luther es ganz extrem getan hat.
Für ihn war diese Erkenntnis ein erster umwälzender Durchbruch.
Doch der entscheidende Durchbruch zeigt sich da, wo Jesus sagt:
Ihr seid von unten her, ICH bin von oben her.
Ihr seid aus dieser Welt –ICH bin nicht aus dieser Welt. (V. 23)
Wie sähe das aus?!
--> Mensch steht auf der unteren Seite der Wippe - Jesus steigt von oben herab auf das andere Ende und hebt damit den Menschen in den Himmel.
Gott schickt seinen Sohn - ausgestattet mit göttlicher Kraft, mit himmlischer Wahrhaftigkeit, IHN, der Eins ist mit dem Vater steigt vom Himmel bis in die äußerste Erniedrigung.
Hier wirft sich einer mit seiner ganzen Existenz, mit seiner ganzen Hingabe und Liebe, mit seiner ganzen Person für uns in die Waagschale.
"Geboren im ärmlichsten Stall zu Bethlehem und Hinabgestiegen in das Reich des Todes" erringt er damit für uns das, was wir allein nie hätten erreichen können:
Wir werden emporgehoben, zu Gott gestellt. Das, was aus eigner Kraft niemals gelänge,
das erringt solus christus – allein Christus für uns und das - sola gratia - allein aus Gnade.
Er, der - wie der Predigttext sagt - allzeit tut, was Gott entspricht schaut nicht von oben auf uns herab, auf unser vergebliches Mühen und verzweifeltes Sehnen, sondern
Er steigt herab, gibt sich für uns - lässt sich von unserer Schuld so belasten, so beschweren, so erniedrigen, sinkt so tief - dass er als Gottessohn den Hinrichtungstod stirbt, damit wir leben, sinnbildlich aufgehoben werden, auferstehen, damit WIR zu Gott kommen. Das ist Hingabe.
Eigentlich ist dieses Bild gleichzeitig Karfreitags- und Osterpredigt - zeigt das, was das Christentum von allen Religionen unterscheidet:
Wir glauben an einen sich uns zuneigenden Gott, der uns erlöst. Unverdient aus Gnade.
Nicht WIR finden durch gute Werke, Gesetzestreue oder Heiligung den Weg gen Himmel
sondern wir werden durch Jesus Christus vor Gott gestellt als von Sünden erleichterte, erlöste und befreite Menschen. "Als er dies redete, glaubten viel an ihn!" AMEN
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